Pilgerradtour 2017: Besser Schwei als Scheiterhaufen

Radpilger im Morgennebel (© 2017 Walter Martinat)
Pilgerradtour 2017 durch die Wesermarsch [Foto: WM]

In diesem 500-jährigen Reformationsjubelfeierjahr erfolgt die zweite Auflage unserer eindrucksvollen Radpilgertour (2015 hieß das Erlebnis Ochtum, Marsch, Moor) rund um den Jadebusen. Wir wollen uns auf den Spuren Walter Renzelmanns und seiner Kollegen und den Anfängen der Reformation hier in unserer Region bewegen. Erfahren, wo Luthers Ideen Verbreitung fanden, das Leben veränderten und dabei auch die Landschaft der Wesermarsch, Kirchen und Kunst in den Blick nehmen.

Zwei Jahre flogen rasch ins Land
seit unsrer ersten Pilgertour.
Reformation und Wesermarsch?
Diesmal sind wir auf Luthers Spur.

Am Freitag, den 01.09.2017 beginnt unsere Radpilgertour am Hauptbahnhof Oldenburg. Von hier geht es mit der Nordwestbahn nach Varel.

Zugfahrt überstanden (© 2017 Jürgen Köthnig)
Die NWB-Etappe von Oldenburg nach Varel ist geschafft [Foto: JK]

Von weitem lädt der Bahnhof schon
zum Pilgern mit den Rädern ein.
Mit vierzehn Rädern reisen wir,
zuerst getrennt, dann schnell vereint.

Start am Bahnhof Varel (© 2017 Walter Martinat)
Ab Varel machen wir uns gespannt und gutgelaunt auf den Weg [Foto: WM]

In Varel geht’s treppauf, treppab,
was gar nicht nach der Leitung Sinn,
doch viele Hände tragen gern
Gepäck und Rad zum Treffpunkt hin.

Ganz offiziell beginnt die Tour,
auch Petrus spielt jetzt mit.
Ein Bändchen schafft Gemeinsamkeit:
„Geh deinen Weg“ und „Gott geht mit.“

Der Plan führt uns am Deich entlang,
ein „U“ verwirrt für den Moment.
Doch „Gott fährt mit“ und lenkt den Blick
zur rechten Trift, die man hier kennt.

War Renzelmann der Pionier
der Wesermarsch – Reformation?
Weit weg versetzt, wie Treibgut hier.
Ja! Gutes blieb für die Region.

1. Station (© 2017 Walter Martinat)
Erste Andacht auf unserm Pilgerweg [Foto: WM]

Hinterm Deich des Jadebusens (© 2017 Walter Martinat)
Am Deich des Jadebusens [Foto: WM]

Ganz ruhig erklingt noch ein Gesang,
„Von weitem“ grüßen Port und See,
doch unser aller Sinn verlangt
nach Kuchen und Kaffee.

Wir verlassen den Jadebusen und folgen dem Radweg an der B 437 bis nach Schwei. Unser Ziel ist die St.-Secundus-Kirche. Hierhin wurde Walter Renzelmann 1527 versetzt, da seine Begeisterung für den reformatorischen Zeitgeist und die Gedanken und Schriften Martin Luthers in Oldenburg den kirchlichen und weltlichen Fürsten nicht passte.
Nach einer willkommenen Stärkung im Gemeindehaus stellt uns Dr. Cord Diekmann, Vorsitzender des St.-Secundus-Kirchbauvereins, in seinem Vortrag Besser Schwei als Scheiterhaufen Walter Renzelmann, seine Kirche und die Reformation in der Wesermarsch vor.

In Schwei erwartet man uns längst.
Der Tisch ist liebevoll gedeckt
mit Tee und Kaffee, Kuchen satt:
„Ein Dank ans Team, ihr seid perfekt!“

Danach lädt St. Secundus ein,
wo Renzelmann einst Pastor war
und Münstermann ein Kunstwerk schuf:
Die Kanzel stellt ein Kleinod dar!

Kreuz von Claus Wettermann (© 2017 Walter Martinat)
Kreuz aus alter Kastanie vor der St.-Secundus-Kirche [Foto: WM]

Dr. Diekmann (© 2017 Jürgen Köthnig)
Dr. Diekmann: Besser Schwei als Scheiterhaufen [Foto: JK]

Nun wird es aber Zeit, uns auf den Weg zu unserem Tagesziel aufzumachen, denn wir sind spät dran. Herr Diekmann führt uns auf eine unbekannte Abkürzungsstrecke, auf der wir den Kunzehof (fast) pünktlich erreichen.

Nach dem Abendessen wollen Antje Thielking und Thomas Cziepluch nur noch schnell den Zugang zum Deich für die Morgenandacht am nächsten Tag prüfen; einige Pilgernde schließen sich unternehmungslustig an. Sie werden mit einem beeindruckenden Sonnenuntergang auf dem Deich belohnt.

In Seefeld nehmen wir Quartier.
„Noch schnell zum Deich vorm Sonnenuntergang!“,
bevor gemeinsam und gesellig
ein eindrucksvoller Tag ausklang.

Sonnenuntergang (© 2017 Jürgen Köthnig)
Belohnung des Tages: ein beeindruckender Sonnenuntergang [Foto: JK]

Jadebusen (© 2017 Jürgen Köthnig)
Blick über den Jadebusen [Foto: JK]

Pilgergruppe auf dem Deich (© 2017 Walter Martinat)
Teil der Pilgergruppe auf dem Deich [Foto: WM]

In Herrgottsfrüh‘ am andern Tag
ein jeder sich aufs Fahrrad schwingt
zur morgendlichen Deichandacht
bei Sonnenaufgang, Tee und Wind.

Nebeliger Morgen (© 2017 Walter Martinat)
Im Morgennebel zum Deich [Foto: WM]

Das Sonnenbegrüßungskomitee (© 2017 Jürgen Köthnig)
Das Sonnenbegrüßungskomitee [Foto: JK]

Tee zum Aufwärmen (© 2017 Walter Martinat)
Der Aufwärmtee kommt gerade recht [Foto: WM]

Begrüßung der Sonne (© 2017 Jürgen Köthnig)
Begrüßung der Sonne – mit warmen Händen [Foto: JK]

Aussicht (© 2017 Walter Martinat)
Aussicht bei der Rückfahrt zum Kunzehof [Foto: WM]

Gruppenfoto (© 2017 Walter Martinat)
Gruppenfoto zum Start der zweiten Tagestour [Foto: WM]

Nach Packen, Frühstück, Gruppenbild
ist Kloster unser erster Halt.
Die Stahlskulptur mit Hörstation
erinnert obrigkeitlicher Gewalt.

Stahlskulptur (© 2017 Walter Martinat)
Stahlskulptur mit Hörstation [Foto: WM]

Braucht Kirche heute Tradition
frei Luther eher neue Thesen?
In Abbehausen streiten wir
als wär’s an Martins Tisch gewesen.

Als nächster Stopp erwartet uns
ein Hof mit Bank und Blätterdach.
Wir rasten, dösen, stärken uns,
nur einem fehlt Kaffee „Hellwach“!

Pause (© 2017 Walter Martinat)
Wohlverdiente Pause [Foto: WM]

Erwartungsvoll (© 2017 Jürgen Köthnig)
Kaffeehausträume [Foto: JK]

Dann drängt die Zeit zur Weiterfahrt,
der Weg verläuft durch Feld und Flur.
Von weitem zieht ein Regen auf.
„Wie schaffen wir es trocken nur?“

Doch „Gott fährt mit“ und lenkt den Blick
auf einen großen Carport hin.
„Ja, sucht nur Schutz“, wird uns gesagt.
Vorm Wolkenbruch sind wir darin.

In Rodenkirchen kommen wir
zwar etwas spät, doch dankbar an.
Ein Vortrag St. Matthäus rühmt
und höchste Kunst von Münstermann.

St. Matthäus (© 2017 Walter Martinat)
St. Matthäus in Rodenkirchen [Foto: WM]

Führung St. Matthäus (© 2017 Walter Martinat)
Vortrag zum Münstermann-Altar in St. Matthäus [Foto: WM]

Per Zug erreichen wir bald Hude,
betreten St. Elisabeth sofort.
Ein Bläserchor und Andacht bilden
den sehr geschätzten Schlussakkord.

St. Elisabeth (© 2017 Jürgen Köthnig)
St. Elisabeth in Hude [Foto: JK]

Erwartungsvoll (© 2017 Jürgen Köthnig)
Abschlussandacht mit Mitgliedern des Posaunenchores der Christuskirche [Foto: JK]

Die Schänke reicht ein Abschiedsmahl,
bevor die Räder heimwärts fahr’n.
Nicht Weg, nein, Straße wählen wir
und kommen sicher wieder an.

Tourdaten und Bericht beim Kirchenradio Oldenburg (KR55)

Route
Die Pilgerradtour 2017 auf der Karte. Kartographische Daten: OpenStreetMap

Die GPS-Daten der Pilgertour bieten wir im GPX-Format zum Download an. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den folgenden Link und wählen Sie Ziel speichern unter:

Diese Datei kann von einem GPS-Gerät eingelesen werden. Einem Nachfahren der Tour steht nun nichts mehr im Wege.

In der KR55-Sendung Sattelfest – mit Gott Fahrradfahren vom September 2017 wird „live“ von der Pilgerradtour 2017 berichtet. Der Beitrag von Jürgen Köthnig zum Erlebnis Lieber Schwei als Scheiterhaufen kann dort nachgehört werden.

Und nach der Fahrt ist vor der Tour:
Ein großer Dank dem Planungsteam!
Dreimal ist Oldenburger Recht,
wir fahren mit, egal wohin!!


Fotorechte WM: ©2017 Walter Martinat | JK: ©2017 Jürgen Köthnig
Verse ©2017 Antje Reemts