Über 30 Interessierte folgten am 21. Februar 2017 der Einladung von KR 55 in das Gemeindehaus Arche zum Vortragsabend mit Prof. Dr. Michael Sommer.
Im Namen des KR 55-Teams begrüßte Thomas Cziepluch alle Zuhörer und dankte für die Gastfreundschaft in der Arche, die auch als symbolträchtiger Ort betrachtet werden kann, ist sie doch im Laufe der letzten Jahre zu einem festen Begegnungsort geflüchteter Menschen aus Vorderasien geworden. Sie wurde deshalb ganz bewusst für diesen Vortrag ausgewählt.
Vortragsvorbereitung in der Arche. Von links: Holger Rauer (Arche), Michael Sommer (Referent) und Thomas Cziepluch (KR 55)
Michael Sommers Einleitung beinhaltete die Vorstellung der antiken Stätten der Stadt Palmyra. Diese gerieten 2016 in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Die Terrormiliz des Islamischen Staates hatte die Stadt erobert und mit der Zerstörung vieler historischer Gebäude und Kunstwerke begonnen, ja diese Zerstörung mehrere Jahrtausende alter Geschichte öffentlichkeitswirksam inszeniert. Michael Sommer legte differenziert dar, welche Bedeutung diese Zerstörung aus wissenschaftlich-archäologischer Sicht hat.
Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags war die Vorstellung Palmyras als symbolträchtiger Ort, nicht nur aufgrund der kulturellen Schätze, die dort zu finden sind. Die geschichtlichen Spuren zeugen von einer anpassungsfähigen Metropole, geprägt durch pragmatische Weitsicht und von einer großen religiösen Toleranz, die es hier vor langer Zeit gegeben hat.
Etablierung einer neuen Handelsroute vom Indischen Ozean nach Palmyra (Quelle: M. Sommer).
Den Endpunkt setzte die wegweisende Schlussfolgerung Dr. Sommers:
West oder Ost – wohin gehört Palmyra? Die Frage „Orient oder Okzident“ hebt sich regelrecht auf: Nichts kann uns besser zeigen, dass wir zu EINER Welt gehören als eine Stadt wie Palmyra, in der sich Gegensätze in Grenzgängern, in Bauwerken und in der kosmopolitischen Vernetzung mit der ganzen Welt von ganz weit im Westen bis ganz weit im Osten aufheben.
Nach dem Vortrag gab es Gelegenheit zu Begegnung, Information und Stärkung. Rahim T. und Vahid P. servierten Tee und ein persisches Fingerfood-Gericht. Köstliche Gaumenfreuden, die auf großen Zuspruch und Lob trafen.
Rahim T. (links) und Vahid P. (3. v. links) servieren in der Pause Tee und einen Snack.
Auf einem Büchertisch lagen die bisher herausgegebenen
Buchveröffentlichungen von Michael Sommer zur näheren Ansicht, zum Blättern und zum Kauf aus. Das neue Buch zu Palmyra wird zur Frankfurter Buchmesse im Herbst 2017 erscheinen.
„Syria. Geschichte einer zerstörten Welt“ ist 2016 im Klett-Cotta-Verlag erschienen.
Nach der Pause ergab sich noch eine sehr informative Plenumsrunde, in der Michael Sommer umfassend die vorgetragenen Fragen beantwortete. Einigkeit herrschte darüber, dass dieser Abend die Sicht auf Palmyra und auf seine netzwerkenden antiken Bewohner geschärft und sehr erweitert hat.
Michael Sommer ist Althistoriker und Professor für Alte Geschichte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Im Dezember 2016 war er Gast und Gesprächspartner im KR55-Studio zum Thema Es begab sich aber zu der Zeit…. Im Rahmen des Studiogesprächs entstand gemeinsam die Idee, in der Kirchengemeinde Osternburg den Vortrag Palmyra – Weltkulturerbe im Fadenkreuz des Terrors anzubieten.
Die Organisator(inn)en aus dem Kirchenradio-Team sind sehr zufrieden, dass dieser erste Vortragsabend auf soviel Interesse und positive Resonanz gestoßen ist. Dieses neue Format soll in Zukunft weiter ausgebaut werden. Freuen Sie sich also auf weitere begegnungsreiche KR55-Vortragsabende zu spannenden, aktuellen Themen, die unsere monatlich ausgestrahlten Kirchenradio-Sendungen bei Oeins ergänzen werden.